…"Martin, Finger weg von der Lampe!"
Wenn ich für einige Tage nicht bei meiner Oma war, hatte sie
die dreibeinige Lampe in einen
Ruhezustand gebracht, das heißt die drei Lampenköpfe waren akkurat in
Verlängerung der kühn geschwungenen Metallrohrfüße nach oben gestreckt. Meine
Oma setzte sich in ihren Lesesessel und bevor sie das Märchenbuch öffnete,
griff sie mit der linken Hand über die Sessellehne nach einem der Lampenschirme
, beugte diesen nach unten und knipste nur diese eine Lampe mit dem
dazugehörigem Schnurschalter an. Ich saß vor ihr auf meinem eigenen Stühlchen
und hatte beim anschließenden Märchenvorlesenundzuhören das Gefühl, dass
diese Lampe nicht nur meine Oma, ihr weißes Haar, die Kittelschürze und das
Märchenbuch beleuchtet, sondern dass sie auch alles sieht und hört was meine
Oma Johanna mir vorlas. Da die anderen zwei Lampen ausgeknipst und unbeteiligt
nach oben gereckt waren fragte ich eines Abends: „Oma, warum ist denn immer nur die
eine Lampe an?“. „Wir müssen Strom sparen Martin“, erwiderte meine Oma und
ich:“ Aber Oma, wenn die ausgeknipst sind, haben die doch gar
nicht gesehen und gehört was du mir gerade vorgelesen hast!“. Meine Oma zögerte etwas mit einer Antwort,
dann lächelte sie mich an und sagte:“ Da hast du schon recht, aber wenn ich
morgen eine andere Lampe anknipse und weiterlese, dann findet die sich
überhaupt nicht in dem Märchen zurecht aus dem ich dir gerade vorlese. Dann
muss ich morgen nochmal von vorne anfangen.“-“Ja und die Lampe von heute weiß dann gar nicht wies weitergeht!“, kam es aus mir heraus
und Oma:“ Ich könnte die Lampe das nächste Mal schon wechseln und weiterlesen,
du brauchst der neuen unwissenden Lampe ja vorher nur kurz erzählen was ich dir
heute vorgelesen habe. Ich fand das eine gute Idee und willigte ohne weiter
darüber nachzudenken ein. Als ich das nächste Mal bei meiner Oma war…
knipsaus 3
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