Dienstag, 20. Dezember 2011

Knipsan 17

 
Eröffnungsparty PENSION LEUCHTHEIM  Nov. 2010
Auf meiner LICHTERLOHFROHTOUR habe ich zum 4.Advent ein Berlinwochenende eingeschoben und auch dazu gehört eine Geschichte:
Es ist gut ein Jahr her, die Pension Leuchtheim war gerade eröffnet, da bimmelt es genau an diesem 4. Advent unten an der Pension. ‚Nanu‘, denke ich ´bringt jemand noch `ne Lampe? ´. Ich geh runter, öffne und da steht vor der Tür ein Pärchen. Sie mit Augenfunkelfeuerlicht, er mit Wonnewarmenlichtaugen- kurz, ein Paar bei dem man denkt: die müssen einfach Zusammensein! Da ich sofort spürte, dass ich es hier mit sehr feinsinnigen Leuten zu tun hatte, führte ich sie in den Künstlerlampensalon. Während ich auf ausdrücklichen Wunsch einen Grüntee aufbrühte, begannen sie zu erzählen: achtsam, sich nicht unterbrechend, einander ergänzend. Was? Lest selbst:  
Die Geschichte von Moraland: 
Alles war damals noch vage, noch im Wachstum. Doch auf die Frage ob ich mit meinen Pensionären und Innen helfen kann, war meine Reaktion spontan und eindeutig:

Später mehr dazu.

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Donnerstag, 15. Dezember 2011

Knipsan 16


Am Sonntag habe ich nur kurz in der Pension nach dem Rechten geschaut, zügig an- und ausgeknipst. Verwundert? So lest: 

 


Mein Lämpchen.

Ob du den Lampenmann mögen magst weiß ich nicht. Doch wenn ich am Abend meine Dienst- kleidung abgelegt und mich unter unserer großen gemeinsamen GUTENACHTDECKE eingefunden habe, dann verkümmert alles Wissenmüssen, Mögen- oder Nichtmögenkönnenwollen in der wortlosen Wärme unseres wonnevollen Ineinander- verschlungenseins.

Ja und dann sing ich: „Lichterfrau“
und du:                     „Lampenmann“
und ich:                     „Mach mich aus“
und du:                     „Mach mich an“  
und wir:                    „Wenn das Licht erlischt sehen wir den andern nicht.“

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Sonntag, 11. Dezember 2011

Knipsan 15


Am Freitag habe ich auf meiner abendlichen LICHTERLOHFROHTOUR in der Tintenherzbuchhandlung auf der Krämerbrücke vorbeigeschaut. www.buchhandlungtintenherz.de/ Eine Fundgrube für meine Vorlese- und/oder Erzählabende in der Pension! Leider kam ich kaum zum Schmökern, da ich immer wieder neugierig bedrängt die Geschichte der PENSION LEUCHTHEIM erzählen musste. Zum Glück speist sich meine ungebrochene Lust dazu besonders aus dem sanften, warmen Augenlichtleuchten meiner Zuhörer- ein ganz für mich angeknipster Lichterglanztanz!

Augenlichterglanztanz auf der Krämerbrücke
Stellvertretend dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei diesen beiden so verständnis- voll interessierten jungen Damen bedanken. (Siehe Bild). Verbunden mit der Hoffnung dass ihr es spüren konntet und gerne erinnert: Auch wenn ich mich im Pensionsalltag eher von Lampenlicht be- und erleuchten lasse, erwärmt und beschwingt mich tief im Herzen einzig dieser so beglückende AUGENLICHTERGLANZTANZ!!! Meine Pensionäre und Innen mögen es mir verzeihen! Dank an euch beide und immer "Gebt Licht Laternen!" (alter Lampenmannruf)

Knipsaus 15   

Dienstag, 6. Dezember 2011

Knipsan 14


Unser Neuzugang: LICHTBILDLICHTLEUCHTE "Dresden Hbf"
Zurück aus  Dresden kann ich heute einen besonderen Neuzugang für die Pension vorstellen. Mit der Gleisanlagenneugestaltung 2007 ist dieses bedauerns- werte Wortlichtzeichen am Bahnsteig 1 abgenommen und weggeworfen worden! Ach Wilfried- Beobachter, Bewahrer und Denkmalpfleger- ich danke dir im Namen aller Pensionäre und Innen für deine umsichtige Rettungsaktion! Diese LICHTBILDSCHILDLEUCHTE weiß viel zu erzählen vom Ankommen und Abschiednehmen - sie ist uns herzlich willkommen! Ich habe sie aufgehängt und  gleich eine weihnachtliche Ankommensfeier angeregt. Ich habe von meiner DD- LICHTERLOHFROHTOUR berichtet  und vom Geburtstagslichtgeschichtenerzählen am Sonnabend für dich Andrea und wie du dich beim Abschiednehmen viele Male umgedreht und gewunken hast!

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Donnerstag, 1. Dezember 2011

Knipsan 13

Außenstelle an der Wupper? Aber Ja!
Gestern fragte mich eine reisende Wuppertalerin auf der Krämerbrücke zu Erfurt ob ich eine Außenstelle der PENSION LEUCHTHEIM auch dort (Wuppertal) kurzzeitig einrichten könnte. Aber ja doch! Nirgendwo im deutschsprachigen Raum gibt es meines Wissens eine Gegend mit so hoher Zwergendichte! Das meint, nirgendwo ist die Anzahl von bekannten Geschichten von und über Zwerge so hoch wie hier dort. Und Zwerge haben nicht nur besonders kleine Laternen sondern sind vor allem Experten für in Steinen eingefangenes Licht - ihre Edelsteine sind genaugenommen - Lampen! Alsonix wie nach Wuppertal. Vielleicht treffe ich auf sie (Wuppertalerin) in Wuppertal und sie (Zwerge) im feuchtnebligen Tal der Wupper (wildromantisch schön übrigens) - ich werde in der Pension gleich mal anfangen Geschichten zu erzählen- von Zwergen und ihren kleinen und ach so kostbaren Leuchten. Was sollte besser zu diesem 1.Dezember passen! Also kommt heran- und dann- Licht an! Der Lampenmann erzählt auch Wichtellichtgeschichten. Für jung und alt, groß und klein, Drinnen oder Draußen, nur dunkel muss es sein! Tel: 01523 3572393



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Mittwoch, 30. November 2011

Knipsan 12

Die Leuchte von Ponta do Pargo

Den Montag habe ich in der Pension verbracht und neben dem Glühbirnenauswechseln den Pensionärinnen zum wiederholten Male von meinem  Besuch bei Coelho dem Leuchtturmwärter erzählt. Ihn habe ich auf seiner Insel  bei einem  kurzen  Abstecher  während meiner Lissabonreise besucht. (in L habe ich eine Leselampe von Fernando Pessoa in Obhut genommen- doch dazu an anderer Stelle mehr!)  Also: Coelho behütet, umsorgt und betreut eine der schönsten Leuchten die ich überhaupt kenne. Sie steht 375 Meter über dem Meer auf einer Klippe am westlichsten Punkt von Madeira. Unter ihrer zauberhaften roten Kuppel birgt sie Spiegel und Linsen die ein Meisterstück portugiesischer Ingenieurskunst  von 1922 sind. Coelho kann phantastisch Geschichten erzählen von Madeira, Ponta do Pargo und dem sich in die Unendlichkeit streckenden Ozean vor seiner Haustür. Am Abend haben wir gemeinsam die Tücher von den kostbaren Lampen gestreift und ich konnte sehen wie die Lichtblitze des Farols von Ponta do Pargo mit den Wellen des Meeres flirteten. Herrlich!
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Dienstag, 29. November 2011

knipsan 11


Der Sonntag war auf der Krämerbrücke etwas beschaulicher und während ich auf Ihr Irrlichterte, hatte ich das geheime Vergnügen mich an den belebend wachen, verzückt flackernden, vergnügt aufblitzenden, und kindlich tanzenden Augenlichtern meiner Zuschauer und -hörer erfreuen zu können. Ich wurde immer wieder gefragt ob ich in der Weihnachtszeit mit meinem Long Jon, den Lichtgeschichten, -Bildern und –Liedern auch anderswo erscheinen könnte. Ja warum nicht? Einfach anbimmeln und vorausgesetzt meine Lichterfrau übernimmt zum gefundenen Termin meinen Dienst in der Pension mach ich mich zu euch auf den Weg: Tel.: 01523 3572393
 
Sommerliche Außenstelle der PENSION LEUCHTHEIM

Glühlampen funkeln
sie dort im Dunkeln
dasSternenmeer.
BlitzendeKreise
suchen dich leise
Stille um dich her.
Dein Mut will schwinden
kein Licht zu finden
in dieser Nacht?
Dann  Lampenmann
knips sanft dein Licht an
dass Zauber erwacht! 

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Sonntag, 27. November 2011

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Holzleuchte auf der Krämerbrücke zu Erfurt
Warum ich die LICHTERLOHFTOHTOUR auf der Krämerbrücke begonnen habe?  Weil Hand- und Gewerk  hier eine besondere Heimstatt haben und seine Bewohner von einem gewissem Gleichmut und  mit freundlichem Beharrungsvermögen ihren Geschäften nachgehen- das scheint mir auch für alle Lampen, Leuchten, Laternen und Funzeln auf der Brücke zuzutreffen. 

Eine besondere, wenn auch sanfte Strahlkraft dringt an diesem Sonnabendabend aus der Puppenbauwerkstatt von Martin Gobsch. Und während draußen die Besucher die Brücke queren, ist in seinem Reich eine warme lichtvolle Lebendigkeit, die ich von hier an diesem Abend mit in die Pension Leuchtheim genommen habe. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Martin!   

Samstag, 26. November 2011

knipsan 9

Das heutige Anknipsen war ein Besonderes da die „LICHTERLOHFROHTOUR“  ins Haus steht außer Haus beginnt. Entsprechend groß war die Unruhe heute früh in der Pension. Um so wichtiger die Auswahl der "Ersten Lampe" (möglichst weiches Erstlicht Marke "Morgenröte") und meines Gutenmorgenliedes.  Es war ein Gedicht von Christian Morgenstern welches Karl Heinz Saleh 2003 wunderschön vertont hat. Ich zitiere:
Diese Pensionärin war heute "Erste Lampe"




Lied der Sonne
Ich bin die Mutter Sonne und trage
Die Erde bei Nacht, die Erde bei Tage.
Ich halte sie fest und strahle sie an,
dass alles auf ihr wachsen kann.
Stein und Blume, Mensch und Tier,
alles empfängt sein Licht von mir.
Tu auf dein Herz wie ein Becherlein,
denn ich will leuchten auch dort hinein!
Tu auf dein Herzlein, liebes Kind,
das wir ein Licht zusammen sind!


Das ist der Renner in der Pension! Ich starte ja heute Nachmittag auf der Krämerbrücke in Erfurt und sollten wir uns begegnen, sprecht ihn an -den Lampenmann- dann singt er euch dieses Lied und andere vor und erzählt: Lichtgeschichten...

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Freitag, 25. November 2011

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Lissabonlampe- Einfach schön! Später mehr.




Ob es der erfreulichere Vorgang in der Pension ist, mag ich nicht festlegen. Die geschwisterliche Verbundenheit der Beiden verbietet es geradezu. Also jetzt kommt- 
Das Anknipsen:
Sobald ich dazu den Finger oder Fuß auf den Schalter lege bzw. setze, überkommt mich das leicht beängstigende Gefühl, dass die mich umgebende Dunkelheit plötzlich stärker eindunkelt, sich verdichtet und anonymer wird. Ich bemühe mich diesen vagen Moment ganz in Vorfreude auf die zu erwartende Helligkeit zuversichtlich auszuhalten um dann den Schalter sanft mit einer gewissen Großzügigkeit zu betätigen. Das erste Lampenlicht streift lautlos und  mit Schwung den Mantel der Finsternis von dieser ersten Lampe und taucht mich und die anderen herumstehenden Lampen in ein uns erfrischendes Licht. Jetzt gibt es kein Halten mehr und zügig eile ich durch die Pensionsräume um alle anderen Lampen anzuknipsen. Diesen Schwung nenne ich  gerne „Daseinsschwung“ und nutze ihn meist zum Singen eines kleinen zur Morgen- oder Abendzeit passenden Liedes, ohne dabei den Gedanken an die oben genannte Geschwisterlichkeit von Licht und Dunkelheit zu unterdrücken.
Ich will es nicht verschweigen- mein Singen ist mir der liebste Moment in der Pension.

Ps.: Ich achte darauf, dass beim Lichtan- und Ausknipsen jede meiner Pensionäre mal „Erste Lampe“ ist, auch wenn darüber mittlerweile ein ganzes Jahr vergeht.
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Donnerstag, 24. November 2011

knipsan 7

Die Glashängelampenfraktion in der Pension Leuchtheim
Ich möchte jahreszeitbedingt mit der Beschreibung dieses Vorganges beginnen.
Das Ausknipsen:
Ich lösche das Licht und spüre, wie sich jede meiner Lampen durch das Ausgeknipstwerden in die Geborgenheit des Dunkels zurückziehen kann. Ich befreie sie mit diesem Akt aus dem Gefängnis  der Form und von der Bürde des Preisgegebenseins, wie auch jedes andere Ding das sie gerade beleuchten- einschließlich meiner eigenen Person!                                                                       
 Wenn ich das letzte Licht lösche, spüre ich befreiend, wie mein Ringen um Eindruck und Identität von mir abfällt. Uns umfängt die Nacht und wir ruhen in ihr. Ich nenne diese Zeit gerne „Schoß-zeit“ denn die uns nun umgebende Dunkelheit scheint mir wie der uranfängliche Schoß. In diesen Zustande halte ich meist einen Moment inne und stelle mir vor, das es in Ferne eine Zeit geben möge, in der an jedem Abend auf der ganzen Welt ein jeder seine Lampenlichter löschen und in dieser erdverbundenen Geborgenheit des Dunkels eine  Weile friedvoll verharren möge.
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Mittwoch, 23. November 2011

knipsan 6

Der wichtigste Vorgang in der Pension Leuchtheim ist:
DAS LICHTAUS- UND ANKNIPSEN
 Die Neuzugänge vom November. Wohin damit?Geduld!
Dieser Vorgang ist ein eher lautloser, nur von dem Klickgeräusch des Schalters unterbrochener , welcher von der Handhabung jedem Lampenbesitzer vertraut und im Alltäglichen weitgehend automatisiert ist, dessen Beschreibung ich aber nur mit vorsichtigen Schritten angehen kann, da er mir von einer Vielzahl von Geheimnissen behaftet scheint. So möchte ich an dieser Stelle eine von mir bewunderte, wortmächtige „Leuchte“ zu Wort kommen lassen. Dylan Thomas schreibt 1936 in der ersten Strophe seines Gedichtes “Foster the light”:

Foster the light nor veil the manshaped moon,
Nor weather winds that blow not down the bone,
But strip the twelve-winded marrow from his circle;
Master the night nor serve the snowman`s brain
That shapes each bushy item of the air
Into a polestar pointed on an icicle 
                                                                                                                                                            
Ich habe diese Zeilen aus dem vom Carl Hanser Verlag 1992 herausgegebenen Dylan Thomas Gedichtband "Windabgeworfenes Licht" abgeschrieben. Klaus Martens versucht dort als Herausgeber sehr fachkundig den Kosmos dieses wundervoll egozentrischen Wortkünstlers zu erhellen und etwas LICHT INS DUNKEL zu bringen. Das wiederum wird in der Pension Leuchtheim sehr geschätzt und ich lese ab und zu mal aus diesem Buch mit seinen vielstimmigen deutschen Übersetzungen vor. Es scheint dem einen und anderen Pensionär sehr zu gefallen. 

PS.: Ich möchte seine Gedichtzeilen hier als erfrischenden Zauberspruch stehenlassen. 
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Dienstag, 22. November 2011

knipsan 5

Es ist jetzt gut zwei Jahre her da fuhr ich mit meinem „Long Jon“- das ist ein altes englisches Postrad- also ich fuhr die Schlachthofstraße in Erfurt lang. Da sehe ich auf der anderen Straßenseite einen Sperrmüllhaufen. Ich bekomme so ein komisches Gefühl im Bauch und bremse ab. Bocke den „Long Jon“ auf, überquere die Straße- da liegt zwischen dem ganzen Kladderadatsch  eine Lampe: Ein Lampenschirm fehlt, einer zerquetscht, der dritte noch dran- das komische Gefühl in mir nimmt zu, ich beug mich herunter, fasse nach der Lampe---das ist ja die--- genau wie---und in dem Moment fällt mir doch all das wieder ein, was ich hier schon aufgeschrieben habe!  Über 40! Jahre kein einziger Gedanke an die Lesenachmittage bei Johanna , da plötzlich:
     KIPSAN 
LAMPENMANN!                                                                                                                     Und während die Bilder, Worte, Klänge und Düfte dieser so fernen Nachmittage in mir aufstiegen, klaubte ich vorsichtig die Lampe aus dem Sperrmüll lud sie auf mein Rad und fuhr damit nach Hause…, habe sie restauriert und dann, am ersehnten Tag, strahlten mich meine Lampen wieder nacheinander an! Seitdem komm ich an keinem Sperrmüllhaufen mehr vorbei, wenn da` ne Lampe liegt und mit der Vorgeschichte kann ich die doch nicht in den Keller stellen! Am Anfang hab ich für jede ein passendes Plätzchen in der Wohnung gefunden, aber als zwischen mir und meiner Frau die Frage "Lampe oder Blumentopf" aufkam, musste ich mir etwas einfallen lassen (siehe Blogbeitrag Nr.:1).

Neulich fragt mich doch ein Pensionsbesucher was ich mit „beherbergen“ meine und  ob ich mit den Lampen Gassi gehe. Also bitte- ich hab zum Glück, wenn nicht alle, so doch immer noch reichlich Sicherungen im Kasten!
knipsaus 5    

knipsan 4

Als ich das nächste Mal bei meiner Oma auf meinem Stühlchen platzgenommen hatte  und Johanna über ihre Sessellehne nach dem Schnurschalter griff, hielt sie plötzlich inne, ließ die Hand sinken, legte das Märchenbuch beiseite, stand bedeutungsvoll auf, schritt um ihren Sessel herum, ergriff die Dreifußleselampe, hob sie an, drehte und stellte sie vorsichtig wieder ab. Dann beugte sie den Leselampenkopf vom letzten Mal nach oben und einen der bis dahin Unbeteiligten nach unten, setzte sich wieder, schlug das Buch auf, griff mit der mir vertrauten Geste nach dem Schnurschalter der neuen Lampe, lächelte mich- und knipste sie an. Ich starrte in die mich anstrahlende Glühbirne und obwohl ich das Märchen in- und auswendig kannte, fiel mir in diesem Moment nichts von dem ein, was ich der Lampe hätte erzählen können. Ich vermute, dass ich damals einen frühkindlichen Anfall von Lampenfieber erlitt. Meine Oma Johanna sah es, schlug schnell die Seite im Märchenbuch zurück und las sie Strecke vom Vortag leise flüsternd vor und ich, wie im Traum fing ihre Worte auf, und sprach zu der neuen mir unvertrauten Lampe. Da war der Bann gebrochen und so hielten wir es ab diesem Nachmittag.  Meine Oma bog die Lampen hoch und runter und ich erzählte der aktuell Angeknipsten was sie in der ausgeknipsten Zeit alles verpasst hatte.  Könnt ihr euch vorstellen was ich für eine Beziehung zu dieser Omaleselampe hatte?
Nun gut. Es ist jetzt gut zwei Jahre her da...
knipsaus 4 

knipsan 3

…"Martin, Finger weg von der Lampe!"
Wenn ich für einige Tage nicht bei meiner Oma war, hatte sie die dreibeinige Lampe  in einen Ruhezustand gebracht, das heißt die drei Lampenköpfe waren akkurat in Verlängerung der kühn geschwungenen Metallrohrfüße nach oben gestreckt. Meine Oma setzte sich in ihren Lesesessel und bevor sie das Märchenbuch öffnete, griff sie mit der linken Hand über die Sessellehne nach einem der Lampenschirme , beugte diesen nach unten und knipste nur diese eine Lampe mit dem dazugehörigem Schnurschalter an. Ich saß vor ihr auf meinem eigenen Stühlchen und hatte beim anschließenden  Märchenvorlesenundzuhören das Gefühl, dass diese Lampe nicht nur meine Oma, ihr weißes Haar, die Kittelschürze und das Märchenbuch beleuchtet, sondern dass sie auch alles sieht und hört was meine Oma Johanna mir vorlas. Da die anderen zwei Lampen ausgeknipst und unbeteiligt nach oben gereckt waren fragte ich eines Abends: „Oma, warum ist denn immer nur die eine Lampe an?“. „Wir müssen Strom sparen Martin“, erwiderte meine Oma und ich:“ Aber Oma, wenn die ausgeknipst sind, haben die doch gar nicht gesehen und gehört was du mir gerade vorgelesen hast!“. Meine Oma zögerte etwas mit einer Antwort, dann lächelte sie mich an und sagte:“ Da hast du schon recht, aber wenn ich morgen eine andere Lampe anknipse und weiterlese, dann findet die sich überhaupt nicht in dem Märchen zurecht aus dem ich dir gerade vorlese. Dann muss ich morgen nochmal von vorne anfangen.“-“Ja und die Lampe von heute weiß dann gar nicht wies weitergeht!“, kam es aus mir heraus und Oma:“ Ich könnte die Lampe das nächste Mal schon wechseln und weiterlesen, du brauchst der neuen unwissenden Lampe ja vorher nur kurz erzählen was ich dir heute vorgelesen habe. Ich fand das eine gute Idee und willigte ohne weiter darüber nachzudenken ein. Als ich das nächste Mal bei meiner Oma war…
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Sonntag, 20. November 2011

knipsan 2

Der Lampenmann im Friedhof Peine; Nacht der Kirchen 2009
…als ich ein kleiner Junge war, hat mir meine Oma Johanna oft vorgelesen. Hinter ihrem Vorlesesessel stand linker Hand ihre Vorleselampe:
Sie hatte drei  filigrane in kühnem Schwung nach oben aufgebogene, in der Mitte durch einen zierlichen  Messingreif taillierte, unterschiedlich lange Metallrohrfüße. Die Glühbirnen ruhten in nach oben geöffneten, beblühmten, plissierten, cremefarbenen, spitztütigen Lampenschirmen.                                                                             Darüber hinaus verfügte sie über zwei  Extrafunktionen: Die drei Lampen waren durch herabhängende Schnurschalter einzeln an und aus schaltbar und die Lampenschirme selbst konnte man durch das flexible obere Teilstück der Metallrohrfüße mit einigem Geschick in jede beliebige Richtung hin und her beugen. Ich erinnere das sehr lebhaft- sobald ich mich mit meinen 4 Jahren der Lampe näherte rief Johanna:  „Martin, Finger weg von der Lampe!“
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Freitag, 4. November 2011

knipsan 1

Etwas schmucklos aber sehr geräumig die PENSION LEUCHTHEIM
Seit einem guten Jahr betreibe ich in Erfurt, der Stadt in der sich alle Wege unseres schönen Landes kreuzen die weltweit einzige Pension für hochbetagte, abgeschobene und vernachlässigte Küchen-, Lese-, Steh-, Hänge- und Nachttischlampen. Um es gleich klarzustellen, weder sammle, noch verkaufe ich jene bedauernswerten Geschöpfe, sondern ich BEHERBERGE sie! Nun werden sie womöglich denken: “Der gute Mann hat es doch voll am Schirm!“ Und, zugegeben: auch ich hätte vor nicht allzu langer Zeit über die Existenz einer solchen Pension und seinen Betreiber herzlich gelacht und ihn ohne Zögern einen depperten Armleuchter genannt Aber lassen sie mich von vorne beginnen: Als ich ein kleiner Junge von vier, fünf Jahren war, da …


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